Fußball Fußball-EM 2024
| Lesedauer: 4 Minuten
Von Lars Gartenschläger
Redakteur
Bei der Fußball-WM in Katar gab es riesige Diskussionen um die Kapitänsbinde der deutschen Mannschaft. Diese lenkte vom Wesentlichen ab. Einem solchen Szenario wollen die Verantwortlichen bei der EM im eigenen Land aus dem Weg gehen.
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Dieses Thema steht noch heute symbolisch für das Scheitern der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der WM in Katar. Auch wenn es nichts mit dem zu tun hatte, was letztlich auf dem Platz geschah, überlagerte es jedoch vor allem zu Beginn des umstrittenen Turniers alles: die Debatte um das Tragen der „One Love“-Binde.
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Unmittelbar nach dem Start der WM hatte der Weltverband Fifa einigen Nationen aus Europa das Tragen der von ihnen entworfenen Kapitänsbinde untersagt. Diese sollte für Vielfalt und gegen Diskriminierung stehen. Das Verbot sorgte für Unruhe im deutschen Lager – und zog unzählige Diskussionen nach sich. Insbesondere rund um das erste Gruppenspiel gegen Japan, das 1:2 verloren ging. Das deutsche Team hielt sich aus Protest gegen den Fifa-Beschluss vor der Partie demonstrativ den Mund zu, man wollte Zweifel an der Meinungsfreiheit zum Ausdruck bringen. Oben auf der Tribüne trug Bundesinnenministerin Nancy Faeser die von der Fifa verbotene Binde.
Nun steht mit der EM im eigenen Land das nächste Turnier an. Und es stellt sich die Frage: Welche Binde trägt der deutsche Kapitän diesmal?
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Ilkay Gündogan, der vom ehemaligen Bundestrainer Hansi Flick kurz vor dessen Entlassung im vergangenen September zum neuen Spielführer ernannt worden war, hatte zuletzt eine schwarz-rot-goldene Binde getragen. So ist es auch in den anstehenden Testspielen gegen die Ukraine am 3. Juni (20.45 Uhr, ARD) und vier Tage später gegen Griechenland (20.45 Uhr, RTL) geplant.
Binde mit der Aufschrift „Uefa Respect“
Was die EM betrifft, die am 14. Juni mit der Partie Deutschland gegen Schottland eröffnet wird, ist angedacht, dass alle Kapitäne eine Binde mit der Aufschrift „Uefa Respect“ tragen. Die Botschaft soll verschiedene Themen abdecken, etwa Respekt auf dem Platz gegenüber dem Gegner, dem Schiedsrichter – und zudem auch außerhalb eine klare Haltung gegen Rassismus symbolisieren. Der DFB, so ist zu hören, will sich an die Vorgaben halten.
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Auf WELT-Anfragte teilte die Uefa mit: „Bei der Uefa EURO 2024 wird derselbe Ansatz angewandt wie beim letzten Turnier. Die Uefa-Respekt-Botschaft wird auf den Kapitänsbinden beworben, die in ausreichender Anzahl und in zwei Farben (blau und gelb) an alle teilnehmenden Mannschaften verteilt werden (in Übereinstimmung mit Artikel 60 des Wettbewerbsreglements). Möchte ein teilnehmender Nationalverband eine andere Kapitänsbinde verwenden, kann der Uefa-Administration ein offizieller Antrag gestellt werden. Diese genehmigt die Ausnahme für ein bestimmtes Spiel oder für die gesamte Turnierdauer.“
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Bei der vergangenen EM im Sommer 2021 hatte die Uefa Ermittlungen gegen den DFB aufgenommen, weil der damalige Kapitän Manuel Neuer die Regenbogenbinde getragen hatte. Er tat dies aufgrund des „Pride Month“ Juni als Zeichen für die LGBTQ+-Community. Die Uefa stellte die Ermittlungen dann aber noch während der EM ein.
„Jetzt geht es wieder um Fußball“, sagte Völler
Jüngst wurde DFB-Präsident Bernd Neuendorf gefragt, ob es auch bei der EM politische Botschaften der Nationalmannschaft geben werde. Er antwortete: „Wir haben, was die politischen Themen angeht, als Verband und als Uefa gesagt, was für ein Erbe hat so ein Turnier, was bleibt von so einem Turnier? Die ursprüngliche Idee war, den Gedanken der Nachhaltigkeit zu verankern rund um solche Turniere. Das ist uns gut gelungen, Kleinigkeiten, aber auch größere Dinge.“
Neuendorf verwies auf einen vom Verband aufgelegten Fonds, der Amateurvereinen nachhaltige Projekte finanzieren soll: „Das sind alles Signale für künftige Turniere. Insofern muss es nicht immer die große Weltpolitik sein. Es sind politisch Zeichen gesetzt worden, in welche Richtung wir als Europäer uns vorstellen, wie Turniere sich entwickeln können und sollten. Das ist ein wichtiger Schritt, den kann jeder mitgehen, da müssen wir nicht groß auf die Mannschaft zugehen. Da haben wir alle eine gemeinsame Verantwortung.“
Aber Fußball muss eben auch Fußball bleiben, wissen sie mittlerweile beim DFB. Bereits im März 2023 hatte Sportdirektor Rudi Völler, der nach dem WM-Debakel von Katar auf Oliver Bierhoff gefolgt war, gegenüber „Sport Bild“ bezüglich der Kapitänsbinde gesagt: „Ich verstehe zwar, dass man ab und zu ein Zeichen setzen muss. Aber jetzt geht es wieder um Fußball.“